Erstes (verhindertes) Gedenken

Am 28. März 1946 meldete der Verband ausgesiedelter Slowenen bei der Polizei für den 15. April 1946 eine Gedenkfeier in Klagenfurt an. Die Feier wurde von den Behörden verboten, denn der Veranstalter, also der Verband, war offiziell noch nicht genehmigt worden. Die Kärntner Slowenen werteten dieses Verbot als taktisches Manöver. Sie vermuteten, dass solcherart verhindert werden sollte, das Übergewicht der slowenischen Opfer für die Befreiung Kärntens sichtbar zu machen. So wurde beispielsweise im Organ der Kärntner Volkspartei, der Volkszeitung im Mai 1946 von der »Selbstbefreiung« Kärntens berichtet, ohne mit einem einzigen Wort den bewaffneten Widerstand seiner slowenischsprachigen Bevölkerung zu erwähnen.

So übernahm die bislang einzige genehmigte Organisation der Slowenen, die Osvobodilna fronta za Slovensko Koroško (OF für Slowenisch Kärnten), die Verantwortung für die Veranstaltung. Formal konnte die Gedenkveranstaltung nun nicht mehr verhindert werden. Also versuchten die Behörden mit Schikanen die Teilnehmerzahl möglichst klein zu halten. Hiebei arbeiteten die Kärntner Behörden, vor allem die Sicherheitsdirektion, und der Bischof eng zusammen. Sämtliche Gendarmerie Posten im zweisprachigen Gebiet wurden genau instruiert, wie sie zu handeln hätten.

In den frühen Morgenstunden des 15. April begannen an allen Bushaltestellen, Bahnhöfen, Straßen und Brücken intensive Ausweiskontrollen. Passieren konnte nur, wer einen »Beschäftigungsnachweis« vorlegen konnte. Die Smrtnik Schwestern aus Trögern/Korte beispielsweise, die für den kulturellen Teil vorgesehen waren, konnten nicht ohne Unterstützung britischer Soldaten über die Hollenburger Brücke gelangen. Jene, die es irgendwie bis Klagenfurt geschafft hatten, wurden an den Einfallstraßen Klagenfurts neuerlich kontrolliert und teilweise an der Weiterreise gehindert, wie Pfarrer Janko Mikula, der im St. Ruprechter Volkskino als Festredner vorgesehen war. Der Bischof wiederum untersagte Pfarrer Filip Millonig im Dom eine Gedenkmesse für die Opfer zu lesen.

Als sich Teilnehmer der Veranstaltung zu einem Schweigemarsch aufmachten um der Opfer auf diese Weise zu gedenken, wurden sie von Polizisten behindert. Schließlich schlugen Polizisten mit ihren Pistolen nicht nur auf Männer sondern auch auf Frauen und Kinder ein und verwundeten zahlreiche Demonstrierende zum Teil schwer. Schließlich wurden Wasserwerfer eingesetzt. 79 Personen wurden verhaftet. Ein britischer Beobachter berichtete entsetzt über die brutale Gewalt, die gegen die ehemaligen Opfer angewandt wurde.

Andererseits untersagte die britische Zensurbehörde 1946 die Publikation eines Kalenders des Slowenischen Kulturverbandes, in dem unter anderen Beiträgen auch Material über die zwangsweise Aussiedlung veröffentlicht werden sollte

Quellen

National Archives, FO 1020/1077