Lageralltag

Nach einer anfänglichen Quarantäne wurden alle arbeitsfähigen Männer und Frauen, Jugendliche und schließlich auch Kinder ab 13 zu Arbeitsleistungen verpflichtet. Mädchen wurden häufig zu NS-Familien als Dienstmädchen geschickt. Nur selten erhielten sie Erlaubnis, zu ihren Eltern ins Lager zu fahren. Alle anderen wurden im Gewerbe, der Landwirtschaft aber auch in der Industrie eingesetzt. Manche konnten täglich pendeln, andere wurden nahe der Arbeitsstelle untergebracht und konnten ebenfalls nur fallweise zu ihren Familien ins Lager. Jene Frauen, die kleine Kinder hatten, wurden in der Selbstverwaltung des Lagers zum Kochen oder Reinigen eingeteilt. Meist blieben nur Kinder und Alte, Mütter von Kleinkindern oder körperlich Beeinträchtigte im Lager, gelegentlich aber auch Personen, die besondere Fertigkeiten hatten, die für den Lageralltag benötigt wurden.

Im Lager selbst war Slowenisch streng verboten und die Post wurde zensuriert. Kinder durften keine Schule besuchen und Jugendliche in der Regel keine Berufsausbildung absolvieren. In einigen Lagern wie Frauenaurach und Hesselberg durften die Internierten »Lagerschulen« und Kindergärten organisieren. Doch durfte der Unterricht offiziell nicht über Lesen und Schreiben und ein wenig Rechnen hinausgehen.

Ausgang und Kirchgang wurden reglementiert. Gelegentlich wurden sonntags vormittags verpflichtende Appelle abgehalten. Die Verpflegung war äußerst kärglich. viele litten Hunger, vor allem jene, die von zu Hause keine Pakete erhielten. Das Ausmaß der medizinischen Versorgung hing ebenfalls von der Lagerleitung ab. Die schlechte Ernährung und medizinische Versorgung führten zu zahlreichen Todesfällen in den Lagern. Aber auch bei Arbeitseinsätzen waren Todesopfer zu beklagen.

Obwohl sie als »Volks- und Staatsfeinde« verfolgt und enteignet wurden, wurden dennoch 89 Männer aus den Lagern zur Wehrmacht eingezogen. Viele fielen.

Literatur

Marija Prušnik: »Dopade se mi tukaj prav nič.« Dnevnik Marije Prušnik iz Frauenauracha. Uredila in izdala Brigitte Entner in Valentin Sima [Hrsg. u. kommentiert von Brigitte Entner und Valentin Sima]. Klagenfurt/Celovec 2016
ISBN 978-3-85435-807-7

Franc Isop, Dnevne črtice mojega pregnanstva. Dnevniški zapisi iz let 1942 do 1945. Uredil Avguštin Malle. Klagenfurt/Celovec 2013
ISBN 978-3-85435-723-0

Andrej Kokot, Ko zori spomin... Otroška doživetja v pregnanstvu. Klagenfurt–Wien / Celovec–Dunaj 20122
ISBN 978-3-85435-680-6

Andrej Kokot, Das Kind, das ich war. Erinnerungen an die Vertreibung der Slowenen aus Kärnten. Klagenfurt/Celovec 20072
ISBN 978-3-85435-310-2

Renate M. Schönfeldinger-Siekierzynski, Kärntens slowenische Kinder. Die Vertreibung von 1942. Klagenfurt/Celovec–Ljubljana–Wien 1996